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Schongauer Nachrichten vom 30.11.06
Kuschliges aus rauer Röhre
Anne Haigis im Konzert hat mehr als nur den Blues
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Schongau – Als
"Grande Dame, zumindest des Gesangs" wurde sie von Alex
Heger angekündigt und machte diesem Namen alle Ehre: Am
vergangenen Freitagabend gastierte Anne Haigis zusammen mit Jens
Filser (Gitarre/Gesang) auf Einladung des Kulturförderverein
Lechwärts e.V. im Eulenspiegel und begeisterte die gut 80
Zuschauer.
Gleich zu Beginn kündigte Anne Haigis mit dem Song
„Dancer in the Fire“ was „Nettes,
Kuschliges“ an und gab damit die Richtung für den
folgenden Abend vor.
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Ausgerüstet mit einem
stimmlichen Potential mit dem sie alles singen kann, egal ob
Western, Blues, Rock, Pop oder Chansons stürzte sie sich
anfangs auf gefühlvolle Balladen, wie Jackson Browns „My
opening farewell“ aber auch Reminiszenzen an ihre eigenen
Karriere, die ihren Höhepunkt in den 80er Jahren hatte und als
sie mit Trucks und großer Anlage auf Tour ging. „Kind
der Sterne“ oder „Haut für Haut“ oder
„Nacht aus Glas“, das anlässlich einer Gedenkrevue
zum fünften Todestags von Trude Herr uraufgeführt wurde,
erinnerten an diese Zeit.
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„Langsam kommt man in das
Alter, wo man nicht mehr soviel Ballast haben möchte“,
resümierte Anne Haigis mit leiser Selbstironie, der gleichen,
mit der sie auch ständig mit ihrem Alter kokettierte. Der
Dialog mit dem Publikum machte dem Temperamentsbündel Haigis
sichtlich Spaß. Nebenbei wurde noch mit Partner Jens Filser
geflirtet: „Ich bin fertig, du machst mich fertig- du
brauchst das doch…“ Anschließend huldigte die
selbst ernannte Südstaatlerin, immerhin ist sie im Süden
Baden- Württembergs geboren, wenn sie auch schon lange im
Rheinland zu Hause ist, ausgiebigst dem Blues.
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„Leute, wenn jemand den
Blues im Arsch hat, dann sind doch wir das.“, adressierte sie
ans Publikum bevor sie sich in den nächsten Song fallen
ließ, alles aus ihrer volltönenden, rauen Röhre raus
holte und mit geballtem schwäbischen Pathos und viel
Gefühl bekannten Hits von Melissa Etheridge bis zu Joan
Osborne eine völlig eigene Interpretation abrang. Kombiniert
mit beeindruckenden Gitarrensoli von Jazz- Gitarrist Jens Filser
ein echtes Hör- Erlebnis. Mit „Cowboy take me
away“ wurde dem Western gehuldigt, ein Genre, das anne Haigis
besonders liegt.
Und dass sie auch spontan sein kann, bewies Anne Haigis mit dem
gesungenen und auf die Räumlichkeiten im Eulenspiegel
gemünzten Stehgreiftext: „ Wenn ich mich an diesen Pfahl
stellen würde, dann hätt ich endlich den Blues und keine
Komplexe mehr. Denn ich habe nicht in Holland den Jazz
studiert.“
Nach gut zweistündigem Konzert wurde das begeistert
applaudierende Publikum noch mit zwei Zugaben verwöhnt. Und
noch ein positiver Nebeneffekt sei nicht unerwähnt: Die
Künstlerin hatte sich eine rauchfreie Zone gewünscht, was
von den Besuchern eingehalten wurde und im Lokal für eine
angenehme Atmosphäre sorgte, wie von vielen Seiten zu
hören war. uf
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Text &
Pressefotos: Ursula Fröhlich
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