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Balkan-Folk & AcoustikjazzBallenhaus Schongau Samstag, 15. Mai 2010
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Aus den "Schongauer Nachrichten" vom 18.5.2010:
Musik, die alle Stilgrenzen sprengt
Schongau - Die Musik der Formation "L'Orchestre Europa" macht vor Ländergrenzen nicht Halt.
Weil der Akkordeonist aus Hof am Samstagabend erst verspätet eintraf, ging es mit Verzögerung los. Die flott aufgesetzten Hüte verliehen den Musikern dann aber schnell musikalischen Mut.
Diesen Schneid braucht es schon, wenn Stile wie Swing, Klezmer, Tango und Musettes mit Folkrhythmen verschiedener Gegenden geschüttelt und mit zigeunerischer Spielweise gerührt werden. Die Rechnung aber ging auf, und der ungewöhnliche Cocktail schmeckte den knapp 90 Zuhörern ganz vorzüglich.
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Das "L'Orchestre Europa" spielte einen spritzigen Stil-Mix im Ballenhaus.
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Der "Tcaj shurakie" machte den Anfang. Bandgründer Frank Wuppinger erklärte, dass die bulgarische Melodie keineswegs gezuckerten Tee, sondern warmen Slivovitz bezeichne. Überraschend begann Perkussionist Roland Duckarm den weichen Rhythmus auf einer handgeklopften Folk-Trommel, die in seinem speziellen Schlagzeug dabei war. Eine kunstvolle Tanzmelodie von Geige und Akkordeon folgten.
Nun aber kam ein Wechsel der musikalischen Stimmung, und der wurde auch im Mittelteil der folgenden Stücke zum Programm. Nach gut zwei Minuten Folkgenuss schob sich stets eine Variation dazwischen, etwa ein Jammen auf dem Kontrabass (Alex Bayer) oder eine fantasievolle Überblendung der Grundmelodie mit einer Tangofantasie am Akkordeon (Wolfgang Lell).
Das Zentrum der Kompositionen bildete ein feiner Swing von Frank Wuppinger, der hierzu aber nicht die Jazz-Coolness einer E-Gitarre, sondern die warme Stimme einer verstärkten Akustikgitarre auswählte. So wurde die folkloristische Grundatmosphäre zwar durch neue Facetten gebrochen, doch nie gewaltsam zerbrochen. Diese respektvollen musikalischen Kunstwerke erinnerten an die behutsamen Werke der Gruppe "Quadro Nuevo".
Im Gegensatz dazu aber brachte "L' Orchestre Europa" mehr Schwung und Biss in die Arrangements, und dies lag vor allem an der furiosen Steigerungsmöglichkeit der Geige von Jörg Widmoser. Im gewagten Elf-Achtel-Takt der Eigenkomposition "Becherovka" sprach zunächst die Einladung zum Kreistanz von der Geige, mittendrin ein jazziges Zupfen und zuletzt ein temperamentvoll schnelles Jagen. Sogar im Sitzen wurde einem schier schwindlig davon.
Widmoser erwies sich daneben aber auch als echter Herzensbrecher. Zu einem französisch angehauchten Akkordeon-Walzer schnappte er sich eine Zuhörerin für einen verträumten Schwoof, und in der mazedonischen Ballade "Das Mädchen aus Kumanov" entwickelte Widmoser eine sehnsuchtsvolle Intensität wie bei einem letzten Abschiedstanz. Mit diesem Ensemble hat der Verein "Lechwärts" eine echte Perle der Musik nach Schongau geholt.
Text & Foto: bre
Hier noch drei Musiker-Impressionen vom Konzert des "Orchestre Europa"
• "digital art" © by Dragan Iljkic - mehr Künstlerportraits und Bilder (auch größer) in "Drago's Gallery" |
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Wolfgang Lell, Akkordeonist |
Jörg Widmoser, Violinist |
Frank Wuppinger, Gitarrist |
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