Aus den "Schongauer Nachrichten", 19. Juni 2007
Sieg für einen "verdorbenen Mann, der die Frauen
liebt"
von Ursula Fröhlich
Schongau - Sex sells. So auch beim dritten Schongauer
Poetry- Slam, der vom Kulturförderverein Lechwärts im
Löwenhof veranstaltet wurde. Der Weilheimer Martin Uckley
setzte sich mit poetischen Schweinigeleien und einem deutlichen
Abstand von 74 Punkten zum zweiten Platz durch. Vorausgegangen war,
dass Lokalmatador Rainer Heiss, der bereits zweimal den Preis
"Winny pur" für sich gewinnen konnte, dieses Jahr
nicht antrat, so dass sich manch einer schon als Sieger
wähnte. "Ich freu mich, dass der Rainer heut' nicht
auftritt", ulkte Manuel Herz, der beim ersten Poetry-Slam
knapp unterlag und dieses Jahr mit seinen Liebesliedern immerhin
den dritten Platz in der Publikumsgunst errang. Der zweite Platz
ging an Robert Graf aus Krottenhill, der mit Mundart-Texten
angetreten war.
Für eine eher literatur-untypische, lockere
Atmosphäre sorgte die humorige Moderation von
Lechwärts-Mitglied Stefan Walter aus Hohenfurch, dem
Schöpfer und geistigen Vater der begehrten "Winny pur"-Engerl.
Musikalisch hielt die Hohenfurcher Bach-Band die Fahnen hoch, die
mit beliebten Melodien von Jazz bis Musical für Stimmung
sorgte.
Für einen witzigen Einstieg sorgte Bayersoiens
"größter Gitarrist" Manuel Herz, der mit selbst
getexteten Liebesliedern wie "Dieses Lied ist nur für
dich" und dem Slamingo "Die schönste Frau der
Welt" vielleicht keinen Sommerhit landete, aber immerhin
für einige Lacher sorgte. Im Gegensatz dazu stand der Beitrag
von Thomas Gretencord, der "Leihgabe aus dem hohen
Norden", der seit zwei Jahren in Schongau lebt, mit den
lyrischen Texten "Baum meiner Kindertage", "Suche
nach Liebe" und "Geschichte der Tränen".
Mit
seinem von Stefan Walter bescheinigten "anarchistischem
Kampfstil im Minnegesang" hätte Martin Uckley im
Mittelalter sicher für Empörung gesorgt. Seine
Selbsteinschätzung im Stil Funny van Dannens "ich bin
durch und durch ein verdorbener Mann, der die Frauen liebt und den
Gesang" brach in jeder Textezeile durch, etwa in der
satirischen Autobiographie "Sex mit
Möbelstücken", die in der Erkenntnis gipfelte:
"Ich bin die hübschere Kanzlerin".
Sicher kein
Leichtgewicht in Sachen Literatur ist Alena Katschenko, die eine
Auswahl von Texten, "die mir nachts nach einer Party
kommen", zum Besten gab. Mit knappen Statements in
schönstem Bairisch begeisterte dann Robert Graf, dessen
Gedicht-Titel "D'Hauptsach" durchaus auch für
seinen Schreibstil steht.
Über den Geschlechterkampf sinnierte
der Münchener Armin Steinberger mit "Undine geht",
in dem ein biologisch-dynamisches Energiebündel seinen Partner
zur Verzweiflung treibt. Mit Gedichten über das Leben
beschloss Nareen Illmann aus Peiting die Veranstaltung. Wobei er
das angekündigte ekstatische Trommeln auf eine gelegentliche
zwei-Finger-Technik beschränkte und dafür lieber in
bildhaften Ausdrücken schwelgte. uf
Die Gewinner 2007 v.l.: Manuel Herz, Martin Uckley, Robert Graf
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