Altenstadt - Bereits in der dritten Auflage gibt es für rund um den Lech beheimatete Künstler und Kunstfreunde, Profis und Laien wieder eine erstaunliche Möglichkeit: Wer Lust hat und sich dem künstlerischen Impetus verbunden fühlt, darf zuschlagen und sein erschaffenes Werk in der "Ausstellung für Alles" präsentieren. Ganz ohne Jury, Auswahlkommission, Bangen, Hoffen oder gar Enttäuschung.
Das ist ein ungewöhnliches wie gleichermaßen mutiges Konzept vom Kulturförderverein "lechwärts" und verdient als solches schon einmal Applaus - auch unter dem Aspekt des sozialen Gemeinsinns unter erfrischend konkurrenzlosem Miteinander. Applaus auch dem Besitzer des Römerhofs, Siggi Kögl, der die Räumlichkeiten erneut kostenfrei zur Verfügung gestellt hat.
Einen Querschnitt kreativen Schaffens hiesiger Maler, Bildhauer, Fotographen, Objekt- und Textkünstler verspricht die Ankündigung zur Vernissage. Als Thema hat sich Ausstellungsmacher Wolfram Kulot einen weit ausgreifenden Rahmen vorgegeben: Natur und/oder Technik. "Wir brauchen ein Motto, das einen großen Spielraum zulässt", so sein Credo.
Mit dieser Wahl gelingt laut Kulot auch, Chancen zu geben, ein starkes Begriffspaar in seiner Ambivalenz aufzuzeigen. Dementsprechend groß ist auch die Bandbreite der von den Künstlern selbst im Raum platzierten und gehängten Exponate. Skurriles, Nachdenkliches, Schroffes, Provokantes, einfach Schönes gibt es dort zu entdecken.
Querbeet hat sich dort ein buntes Kaleidoskop an kreativem Fundus eingestellt. Mobiles aus Naturmaterialien oder CD-Scheiben, Wurzelgnome, Holz-"Festplatten", die in die digitale Welt blinzeln, Knochen, die behaglich in einer Filzhöhle lagern, comicartige Digitalmontagen, Schmiedearbeiten aus Kupferblech, in denen das Chamäleon pfeilschnell mit seiner Zunge auf Beutezug ist.
Beeindruckend dabei vor allem die präsentierten Skulpturen von Carl Garbe "Das Alte abhauen", aus Zwetschgenstamm, aus einem Stück gehauen, das am Eingang bereits mit Wucht und Entschlossenheit auf die Betrachter wartet. Auch die menschengroße Ikarus-Reminiszenz von Jessica Strauß aus Silikon und einem Traum von weißen Federn, von großer Leichtigkeit und Plastizität, hüllt Auge und Sinn ein.
Besonderes Augenmerk fängt sich die begrünte Schreibmaschine von Kulot ein. Kein Betrachter geht ohne ein Lachen an diesem vitalen Kunstwitz vorüber. Die gute alte Schreibmaschine ist mit Leim bespritzt, mit Sägemehl beworfen, mit Kresse und Grassamen bepflanzt. Zweimal täglich gießen, schmunzelt Kulot selber, war das wichtigste.
Von hervorragender Qualität sind auch die gezeigten Fotos. Hier hat der Fotoclub Schongau eine Fülle von erstklassigen Bildern aufgehängt, die eigentlich vertraute Blickwinkel aus München und dem Schongauer Raum mit neuem Zugriff beleuchten oder auch Perspektiven jenseits des Bekannten öffnen. Besonders empfehlenswert hier die "Größe" Mensch im Millionen alten Gesteinsfaltenwurf. Auch die Insektenmakrofotografie von Caroline Walter beeindruckt durch enorme Präzision.
Ob mit Lakritz und Blumen gezierter Fleischwolf "Veggie-Wolf"(K. Pöll), der aus Glimmstengeln geklebte "Strichcode" (Paul Ressl) oder der auf Alufolie montierte blinkende Gehörn-"Wildwechsel" (Pöll/Neupfleger) - über mangelnde Kreativität brauchen sich die Kunstfreunde am Lech keine Sorgen machen.
Sebastian Jahn
|
Foto: SN/ Sebastian Jahn
Krimi-Hörspielnacht im "Schlachthaus" Foto: Helmut Bernhardt
|